WiYou.de - Sonderausgabe Nord-, Mittel-, Westthüringen

Was bedeutet es, als Straßensozialarbeiterin zu arbeiten? Jeder Tag ist für sich unterschiedlich und damit ist mein Berufsalltag sehr abwechslungsreich. Ich arbeite in der Straßenjugendsozialarbeit, das heißt, meine Zielgruppe sind junge Menschen von 10 bis 27 Jahren. Das bedeutet, ich betreue Jugendliche und sehe die Entwicklungen der Szenen auf den Straßen, die sich in Nordhausen auftun. Meine Arbeit ist an alle gerichtet, die familiäre, schulische oder persönliche Probleme haben. Dabei fungiere ich als Ansprechpartnerin, Beraterin, Vermitt­ lerin oder Impulsgeberin und setze an den Bedarfen und Problemlagen der jungen Menschen direkt vor Ort an. Ich mache auch Aneignungs und Sozialraumbegehungen und deshalb kenne ich die Orte sehr gut, wo Jugendliche sich treffen und aufhalten. Ich komme mit ihnen ins Gespräch und baue dadurch Vertrauen und Beziehungen auf. Wie vernetzt du dich? Teamnetzwerkarbeit ist ein großer Teil meiner Arbeit. Ich arbeite mit vielen Netzwerkpartnern, wie dem Nordhäuser Horizont e.V., die Projekte wie ‚Jugend stärken im Quartier‘ führen. Sie unterstützen jun­ ge Menschen dabei, eine Ausbildung oder einen Job zu finden. Weiterhin arbeite ich mit Jugendzentren, dem Landratsamt und der Stadt zusammen. Weiterhin nehme ich am ‚Jugendhilfeausschuss‘ oder ‚Ausschuss für Generationen, Bildung, Jugend und Sport‘ teil. Was ist besonders wichtig? Aktives Zuhören und Jugendliche ernst nehmen. Ist Vertrauen da, er­ fahre ich Wünsche der Jugendlichen, beispielsweise, dass sie sich an Ort X mehr Bänke wünschen. Oder Jugendliche melden sich von allein und wir sprichen darüber, wie es in der Schule läuft und dann können sie sich mal auskotzen. Welche Projekte sind bisher in Nordhausen umgesetzt worden und begleitest du? Beispielsweise gibt es das Projekt, dass Jugendliche anderen Jugendlichen zeigen, wie man Graffiti auf die Wand bringt. Dafür gibt es auf dem Petersberg eine legale Graffitiwand, wo dann Workshops Aktives Zuhören! dazu stattfinden. Es gibt auch einen Skaterpark. Jugendliche haben sich neue Skateelemente gewünscht und wir sind dran, dass dies umgesetzt wird. Eine Box wurde gewünscht, die von der Stadt zur Verfügung ge­ stellt wurde. Darin befinden sich Besen, denn diese sind wichtig, um die Skaterbahn sauber zu halten. Die Sauberkeit ist wichtig, so erklärten mir Skater, dass selbst kleinste Steine dafür sorgen, dass man mit dem Board hinfallen kann. Welches Projekt ist neu? Nach einer Umfrage, die ich durchgeführt habe, ist das das Projekt ‚cat calling – sexuelle Belästigung auf der Straße‘ durch mich ins Leben ge­ rufen worden. Jugendlichen werden Sprüche und Beschimpfungen auf der Straße hinterhergerufen. Deshalb treffe ich mich mit einer kleinen Gruppe von Jugendlichen, wir unterhalten uns in einem geschützten Raum und sie können mir von ihren Erlebnissen erzählen. Wir überle­ gen gemeinsam, wie man das nächste Mal darauf reagieren kann. Für viele sind sexuelle Übergriffe Normalität. Diesen jungen Menschen ei­ nen Raum zu geben, dass sie sich nicht allein gelassen fühlen, ist un­ glaublich wichtig. Grenzen aufzeigen ist sehr wichtig! Es ist nicht nor­ mal, dass so etwas passiert. Was wünschst du dir für die Zukunft? Ein gemeinsames Jugendbüro mit meiner Kollegin in der Jugendkoor­ dination zu haben, sodass wir Jugendliche empfangen könnten. Bei­ spielsweise, wenn es regnet, dass Jugendliche zu uns kommen können. Noch ein Wunsch wäre, wenn man eine Notschlafstelle im Jugendbüro hätte. Wo kann man dich in Nordhausen antreffen? Montags an der Skaterbahn und am Petersberg, dienstags bin ich im Stadtpark unterwegs, am Mittwoch in Nordhausen Ost und am Donnerstag in der Bahnhofsgegend, aber mich kann man jederzeit von Montag bis Freitag, teilweise auch am Samstag im Stadtzentrum, in der Nähe der Marktpassage, erreichen. Wenn ein AkutFall ist, dann kann man sich individuell treffen. Ich bin da! (ba) WiYou . Wirtschaft und Du . Verlagssonderveröffentlichung 2021 Foto: sardinelly stock.adobe.com Azubi gesucht 25 „Während der Schule habe ich gemerkt, dass ich eine soziale Ader habe und etwas bewegen möchte. Der Studiengang in Nordhausen Bachelor ‚Gesundheit und Sozialwesen‘, hat mir gezeigt, dass ich durch meinen Abschluss vielfältig einsetzbar bin. Mir macht die Arbeit mit Menschen sehr viel Spaß und ich sehe, was ich bewirken kann.“ Madlin aus Rastenberg hat während des Praxissemesters in einem Kinder und Jugendheim gearbeitet und ist jetzt als Straßensozialarbeiterin für Jugendliche in Nordhausen unterwegs. Was das alles bedeutet und welche Projekte damit verbunden sind, erfährst du jetzt im Interview:

RkJQdWJsaXNoZXIy NDE3NTI=